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Fortschritte in der Neurochirurgie

Anfang Juni 2018 fand die 69. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurochirurgie in Münster statt. Während der viertägigen Veranstaltung präsentierten Ärzte und Wissenschaftler mehr als 300 Vorträge, wobei neben der Wirbelsäulen- und Epilepsiechirurgie, die intraoperative Bildgebung und die Behandlung von Hirntumoren im Mittelpunkt standen. Zum Thema Neuroonkologie nachfolgend eine Auswahl und Zusammenfassung von vier Vorträgen:

 

Kann eine zusätzliche Resektion ohne höheres Risiko stattfinden?

 

Gegenstrand einer von Christine Jungk vorgestellten Untersuchung der Universitätsklinik Heidelberg war das Ausmaß einer Tumorresektion von Gliomen in oder angrenzend an funktionstragenden Hirnarealen im Rahmen einer Wachoperation. Bei Patienten, die nach dem intraoperativen MRT eine weitere Resektion erhielten, konnte signifikant mehr Tumorgewebe entfernt werden, ohne das Risiko für funktionelle Beeinträchtigungen zu vergrößern.

 

 

Wie groß darf das Zeitinterval zwischen Resektion und Radiotherapie sein?

 

Pantelis Stavrinou von der Universitätsklinik Köln stellte eine Arbeit vor, in der retrospektiv untersucht wurde, ob der Zeitpunkt des Beginns der Radiochemotherapie nach Resektion Einfluss auf die Überlebenszeit bei neu diagnostizierten Glioblastomen hat. Beim Vergleich von drei Zeitintervallen – bis zu 27 Tage, 28-33 Tage und 34 oder mehr Tage nach OP– zeigte sich kein Unterschied hinsichtlich der progressionsfreien und der Überlebenszeit der Patienten.

 

 

Kann eine Pseudoprogression mit FET-PET besser erkannt werden?

 

Die Frage nach der Häufigkeit und Diagnose einer Pseudoprogression, wurde in einer Untersuchung der Universitätsklinik Düsseldorf von Hosai Sadat beantwortet. Ca. 45% der Glioblastompatienten, bei denen in der MRT-Kontrolle nach Radiochemotherapie ein erneutes Tumorwachstum vermutet wird, weisen eine Pseudoprogression auf. Es wurde ein signifikanter Zusammenhang einer Pseudoprogression und Methylierung des MGMT-Promotors bei primären Glioblastomen gezeigt. Mit Hilfe einer FET-PET konnte eine tatsächliche Pseudoprogression zu 91% erkannt werden, das Nichtvorhandensein einer Pseudoprogression wurde hingegen nur zu 44% richtig erkannt.

 

 

Verbessert die Kombination von MRT und PET die diagnostische Genauigkeit?

 

Christina Hamisch präsentierte eine weitere Arbeit aus Köln, welche die diagnostische Genauigkeit der stereotaktischen Biopsie entweder durch eine alleinige MRT-Planung oder in Kombination mit einem Aminosäure-PET miteinander verglich. In die Untersuchung wurden Patienten eingeschlossen, die zuerst biopsiert wurden und anschließend eine offene Tumorresektion hatten. Die durch die Biopsie bestimmte Diagnose stimmte nach alleiniger MRT-Planung zu 84% mit der nach offener Resektion überein und zu 97% bei einer Kombination von MRT und PET. Der mittels Biopsie bestimmte WHO-Grad des Tumors stimmte nach alleiniger MRT-Planung zu 85% mit dem Ergebnis der Resektion überein und zu 100% bei der Kombination aus MRT und PET.

 

Die Veranstaltung unterstrich die Bedeutung und das Potential der Neurochirurgie für die Behandlung von Hirntumoren. Vor allem Fortschritte im Bereich der prä- und intraoperativen Bildgebung sowie neue Möglichkeiten, innovative Techniken kombiniert einzusetzen, tragen zu einer Verbesserung der Therapiechancen von Hirntumorpatienten bei.

 

© 06.06.2018 bdr, Deutsche Hirntumorhilfe e.V. | www.hirntumorhilfe.de