Palliativmedizin

Palliativmedizin

 

1. Was ist Palliativmedizin, was kann sie leisten?

Die Palliativmedizin richtet sich an Patienten, die an einer schweren und weit fortgeschrittenen Erkrankung leiden. Grundsätzlich steht nicht eine Lebensverlängerung um jeden Preis, sondern die Verbesserung der Lebensqualität im Vordergrund. Dies kann durch die Linderung und Vorbeugung von Beschwerden, wie z.B. Schmerzen, Luftnot oder auch Verwirrtheit erreicht werden.

 

Zusätzlich werden die psychischen, seelischen und spirituellen Nöte behandelt. Daneben spielen sozialmedizinische oder rechtliche Aspekte eine Rolle (z.B. Patientenverfügung, Versorgungsfragen). Die Palliativmedizin umfasst ebenso die Belange der Angehörigen.

 

Eine palliativmedizinische Versorgung des Patienten ist nicht nur die Aufgabe von Ärzten und Fachkrankenschwestern, sondern es bedarf des Einsatzes vieler Berufsgruppen (Physiotherapeuten, Sozialarbeiter, Überleitungspfleger, Psychologen, Seelsorger, Hausärzte, ehrenamtliche Helfer).

 

Für Patienten im Krankenhaus steht zunächst die Stabilisierung des Gesundheitszustandes im Vordergrund. Hierbei ist das Ziel, eine Entlassung in ein vorbereitetes häusliches Umfeld zu ermöglichen.

 

Sollte der schwerkranke Patient bereits zu Hause sein, so kann die Palliativmedizin im Idealfall dazu beitragen, dass dieser Mensch eingebettet im Umfeld seiner Familie unter menschenwürdigen Bedingungen lebt. Sie hilft den Angehörigen mit dieser extremen Situation besser umzugehen und unterstützt sie in allen Bereichen.

 

 

2. Wann sollte mit der Palliativmedizin Kontakt aufgenommen werden?

Zunächst muss der Kranke in Anwesenheit seiner Angehörigen von dem behandelnden Arzt über die Krankheit und die grundsätzliche Prognose aufgeklärt werden. Dann kann eine Kontaktaufnahme mit einem Palliativmediziner erfolgen, insbesondere wenn der Patient Beschwerden, wie z.B. Schmerzen hat oder diese in naher Zukunft zu erwarten sind. Die frühzeitige Kontaktaufnahme hat den Vorteil, dass man schon im Vorfeld ein tragendes Netzwerk aufbauen kann und somit der Patient und dessen Angehörige nicht plötzlich alleine stehen. Zu erwartende Probleme können schon im Vorfeld besprochen werden, so dass sich Krisensituation besser bewältigen lassen.

 

Seelische Nöte, welche häufig mit der Konfrontation einer unheilbaren Erkrankung einher gehen, bedürfen einer Hilfestellung, die den Einsatz eines Psychologen oder auch Seelsorgers sinnvoll erscheinen lässt. Es ist fast unmöglich, diese extreme Situation allein zu bewältigen und daher empfehlenswert sich Unterstützung zu suchen und anzunehmen.

 

 

3. Bedeutet die Betreuung durch palliativmedizinische Netzwerke, dass keine Hoffnung mehr besteht?

Die Tatsache, dass man irgendwann Abschied nehmen muss, ist unumgänglich. Als Betroffener bedeutet das nicht, dass man nicht mehr hoffen darf. Es ist allerdings die Pflicht des Arzte in einer Situation, in der er keine Heilung erwarten, den Patienten nicht anzulügen. Hier ist ein ehrlicher Umgang miteinander wichtig, um so ein tragfähiges Vertrauensverhältnis zu schaffen.

 

Als Patient sollte man sich bewusst sein, dass z.B. eine Operation, eine Chemotherapie oder eine Strahlentherapie in bestimmten Situationen mehr Schaden als Nutzen anrichtet. Therapien, die den Patienten unnötig belasten, sollten vermieden werden. Das bedeutet nicht, dass der Patient allein gelassen oder nichts mehr getan wird, vielmehr steht die Linderung seiner Beschwerden jetzt im Vordergrund.

 

Gerade in einer solchen Situation ist die umfassende Versorgung des Betroffenen umso wichtiger, damit die Lebensqualität trotz der Umstände so hoch wie möglich gehalten werden kann. Dies ist eine anspruchsvolle Aufgabe für alle.

 

 

4. Kann trotz palliativmedizinischer Betreuung noch eine Tumorbehandlung durchgeführt werden?

Eine palliativmedizinische Behandlung schließt eine Tumorbehandlung keineswegs aus. Oberstes Ziel der Behandlung ist es, Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern, hierzu bedient man sich aller modernen Möglichkeiten der Medizin.

 

 

5. Was ist ambulante Palliativversorgung?

Im Rahmen der ambulanten Palliativversorgung werden Palliativpatienten im häuslichen Umfeld versorgt. Ziel der Allgemeinen Ambulanten Palliativversorgung (AAPV) ist es, die Lebensqualität des Patienten in seiner gewohnten Umgebung so weit wie möglich zu erhalten, zu fördern und zu verbessern. (Definition laut Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin, DGP) Der Patient und seine Angehörigen erhalten dabei durch niedergelassene Haus- bzw. Fachärzte sowie ambulante Pflegedienste medizinische und pflegerische Unterstützung.

 

Reichen die Behandlungsmöglichkeiten durch die Allgemeine Ambulante Palliativversorgung nicht aus, können im Rahmen der Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV) vorübergehend oder dauerhaft zusätzlich Palliativmediziner bzw. ein Palliativteam hinzugezogen werden. Dies ist in der Regel nur bei einem kleinen Teil der Erkrankten der Fall.

 

Ergänzend zur allgemeinen Versorgung erhalten Betroffene hierbei spezialisierte palliativmedizinische und palliativpflegerische Versorgung und Beratung sowie die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme rund um die Uhr.

 

Eine Versorgung im Rahmen dieses Netzwerkes nennt sich spezialisierte ambulante Palliativversorgung (SAPV). Hier bekommen die Patienten und Angehörigen die Möglichkeit, rund um die Uhr über ein Notfalltelefon schnelle Hilfe zu erfahren. In einer Patientensammelmappe ist hierfür die Notfalltelefonnummer und ein aktueller Arztbrief mit Medikamentenverordnung (einschließlich Bedarfsmedikation) hinterlegt.

 

Ein ggf. eintreffender Notarzt hat somit einen schnellen Überblick und kann seine Maßnahmen über die Kontaktadressen ggf. auch mit Kollegen abstimmen. Dies ermöglicht Krisensituationen so zu meistern, dass ein häuslicher Verbleib vielfach möglich ist. Dadurch werden vermeidbare Krankenhauseinweisungen weniger, was in der Regel dem Wunsch des Patienten entspricht.

 

Eine qualitativ hochwertige ambulante Versorgung hilft dem Patienten und seinen Angehörigen, so dass eine menschenwürdige Versorgung der Betroffenen auch bis zu ihrem Tode im häuslichen Umfeld möglich ist.

 

 

Dr. Jorge Riera-Knorrenschild, Klinik für Hämatologie und Onkologie, Marburg

 

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